Landtag
Klare Moderne in historischer Hülle
Richtig begann die Geschichte des Potsdamer Stadtschlosses mit dem frühbarocken Neubau von 1662 bis 1674 unter Kurfürst Friedrich Wilhelm, dem „Großen Kurfürst“. Nach dem kompletten Umbau durch Knobelsdorff, dem Lieblingsarchitekten von Friedrich II., diente es den Preußischen Königen bis etwa 1860 als Residenz und konnte um 1900 für 10 Pfennig Eintritt besichtigt werden. Am 14. April 1945 durch Bomben und Feuersturm schwer getroffen, wurde es schließlich 1959/60 auf Beschluss des Politbüros der SED restlos beseitigt. Jetzt wurde im Rahmen des Objektwettbewerbes zur Jahrestagung der ISOLAR® Gruppe der Beitrag der Oder-Glas GmbH aus Müllrose zum Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses ausgezeichnet.
Kurz vor der Wende 1989 wurde an der Stelle des Stadtschlosses noch mit einem großen Theaterneubau für Potsdam begonnen. Nach dem Abriss des noch nicht fertigen Rohbaus begann 1991 die Diskussion um die Wiederbelebung der Potsdamer Mitte – und den Wiederaufbau für das Stadtschloss. Den Stein dazu richtig ins Rollen brachte die Bundesgartenschau 2001, als durch Spenden des Potsdamers Günther Jauch und weiterer Sponsoren ein Schlossportal originalgetreu wieder erstand.
Die Entscheidung für den Wiederaufbau fiel am 20. Mai 2005, als der Landtag von Brandenburg u.a. beschloss: „Die Landesregierung wird beauftragt, die Voraussetzungen für einen Landtagsneubau in den äußeren Um- und Aufrissen des ursprünglichen historischen Gebäudes zu schaffen. Außenseitig werden Putz- und Fassadengliederungsflächen nach historischem Vorbild vorgenommen.“ Endgültige Form nahm der „historische Wiederaufbau“ mit einer an diesen Zweck gebundenen Spende von 20 Mio. Euro durch den Software-Unternehmer Hasso Plattner an.
Der erste Spatenstich erfolgte im März 2010, der Grundstein wurde im Februar 2011 gelegt. Unverzichtbarer Bestandteil der barocken historischen Außenansicht sind entsprechende Fenster. Hier fiel die Entscheidung schließlich für eine Konstruktion der Heidersberger Fassadenbau GmbH aus Greven nach dem Kastenfensterprinzip. Ein Kastenfenster besteht außen aus vier einfachverglasten Holz-Fensterflügeln. Der raumseitige Teil besteht aus zwei Aluminium-Fensterflügeln mit einem Zweifach-Wärmedämmglas. Oben und unten wird der Zwischenraum nach außen entlüftet. Diese Fenster sind ein wichtiger Bestandteil des Gesamtkonzeptes für den Wiederaufbau des Stadtschlosses. Gewünscht war zwar der historische Auftritt nach außen, nach innen aber sollte das Gebäude schlicht und funktional sein.
Als sehr kompliziert und langwierig erwies sich die Auswahl und Bemusterung der Glasprodukte für das so vorhandene Fensterkonzept. „Nicht nur aus unserer Sicht war es ein sehr großer Vorteil für die spätere Umsetzung, dass wir praktisch von Anfang an in die Projektierung der Fensterkonstruktionen nach den sehr verschiedenen Anforderungen in verschiedenen Gebäudeteilen eingebunden waren,“ zieht Geschäftsführer Christian Dahlick für die Oder-Glas GmbH ein positives Resümee aus der Planungsphase.
Mit Blick auf die historische Außenansicht wurden für die äußeren Fensterflügel nur unbeschichtete Einfachgläser verwendet. Ebenfalls als Folge der Planungsziele sind alle Rahmen weiß – bis hin zu den Abstandhalter-Rahmen der ISOLAR NEUTRALUX® Wärmedämmgläser. Sehr breit gefächert waren die Wünsche und Anforderungen in den Teilbereichen des Gebäudes. „Teilweise wurden in die Innenflügel ISOLAR SOLARLUX® nordic Sonnenschutzgläser eingebaut“, berichtet Dahlick, „eine sehr ungewöhnliche Lösung“. Andere Anforderungen betrafen die Alarmgebung im gesamten unteren Gebäudeteil, die Durchbruchhemmung mit zum Beispiel der Klasse P6B, die Durchschusshemmung mit der Klasse BR4 NS und den Brandschutz, um nur die wichtigsten zu nennen. Fast überall fiel die Entscheidung zugunsten der Verwendung von Weißglas. „Auch im Hinblick auf die Produktionsplanung und die gesamte Betriebslogistik war dies ein höchst anspruchsvoller Auftrag, weil er beinahe vollständig aus Sonderaufbauten bestand. Noch nie mussten wir extra für einen Auftrag so viele Sonderprodukte zukaufen und weiter verarbeiten.
Am 21. Januar 2014 wurde der neue Brandenburgische Landtag im wieder aufgebauten Potsdamer Stadtschloss mit einer parlamentarischen Feierstunde eröffnet. In den Tagen davor besuchten mehr als 20.000 Bürger „ihren“ neuen Landtag. Viele waren dabei von der Architektur positiv überrascht. Die klare Moderne im Innern, umhüllt von historischer Fassade sorgte für staunende Gesichter und emotionale Momente. Für Potsdam und sein Stadtschloss schließt sich damit ein Kreis, der vor fast 70 Jahren mit den schweren Kriegsschäden begonnen hatte. Die ISOLAR® Gruppe zeichnet den Wiederaufbau des Stadtschlosses in Potsdam in ihrem Wettbewerb „Objekte 2013“ als besonders kreative Problemlösung aus. Sie würdigt den Beitrag der Oder-Glas GmbH zu einem außergewöhnlichen Projekt in einem prominenten kulturgeschichtlichen Umfeld unter ausdrücklicher Belebung der historischen Bezüge.
Daten zum Projekt:
Objekt: | Brandenburgischer Landtag, Potsdam |
Bauherr: | Land Brandenburg |
Fensterbau: | Heidersberger Fassadenbau GmbH, Greven |
Glasfassade: | ca. 3.800 m² Fensterkonstruktionen mit ISOLAR NEUTRALUX® advance //, ISOLAR SOLARLUX® nordic in verschiedenen Kombinationen mit Alarmgebung, Durchbruch- und Durchschusshemmung (u.a. P6B, BR4 NS), Brandschutz (EW 30) ... |
Hersteller: | Oder-Glas GmbH, 15299 Müllrose |