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Wehrhahnlinie

Düsseldorf goes Underground

Am 20. Februar 2016 schlug die Landeshauptstadt Düsseldorf ein neues Kapitel ihrer Verkehrsgeschichte auf. Mit einer Jungfernfahrt und prominenten Fahrgästen wurde die neue „Wehrhahn-Linie“ der Rheinbahn der Öffentlichkeit übergeben. Seitdem fahren weitere vier Linien der Düsseldorfer Stadtbahn unterirdisch durch das Stadtzentrum. Dem Baustoff Glas kam eine überragende Rolle bei der Ausgestaltung von sechs neuen unterirdischen Bahnhöfen zu, darunter auch über 2.000 m² Glas und Konstruktionen vom ISOLAR® Partner Hunsrücker Glasveredelung Wagener aus Kirchberg. Dafür gab es eine Auszeichnung im Objektwettbewerb bei der Jahrestagung 2016 der ISOLAR® Gruppe.

Am Beginn dieses Großprojektes stand 2001 ein EU-weiter Wettbewerb für ein Gesamtkonzept der U-Bahn-Linie als „Kunst-Linie“, den das Büro netzwerkarchitekten aus Darmstadt in Zusammenarbeit mit einer Künstlerin gewonnen haben. Seitdem wurde das Projekt in 15-jähriger kontinuierlicher Zusammenarbeit von Architekten, Ingenieuren, Künstlern und der städtischen Verwaltung weiter entwickelt. Glas, transparent oder farbig beschichtet, spielt im Gesamtkonzept eine wichtige Rolle. Es unterstützt in den Bahnhöfen die helle, freundlich-offene und Sicherheit vermittelnde Architektur ohne dunkle Ecken. So werden „Angst-Räume“ zu „Staun-Räumen“ und die Gefahr von Vandalismus und Vermüllung wird durch soziale Kontrolle – und auch durch die Kunst – verringert.

Baubeginn war im November 2007. Zu den projekt-übergreifenden Elementen bei der Gestaltung der sechs neuen unterirdischen Bahnhöfen gehörten für die Zugänge hinterleuchtete Gläser als Zugangsbeschilderung. Wandverkleidungen aus Kirchberg finden die Fahrgäste der Wehrhahn-Linie in den Bahnhöfen Heinrich-Heine-Allee, Schadowstraße und Pempelforter Straße. „Hier stellte man sich rahmenloses Glas unterschiedlicher Farben, Folien und in Teilbereichen mit einem künstlerisch gestalteten Digitaldruck vor“, berichtet Peter Tückmantel, der für die Hunsrücker Glasveredelung als Projektberater arbeitet. „Die Scheiben sollten über eingebettete Punkthalter gelagert sein, also ein typisches Projekt für die Verwendung von VSG aus vorgespanntem Glas.“

Die besondere Anforderung an die Gläser bestand darin, dass die Lagerung der Gläser von der „Vorderseite“ möglichst wenig sichtbar sein sollte. „Damit“, erläutert Tückmantel, „war die klassische Lagerung über Punkthalter mit Hinterschnitt-Anker schon ausgeschlossen. Bei solchen Konstruktionen durchdringen die Punkthalter den Siebdruck auf Ebene 2 im VSG.“ Die Lösung bestand in einer projekt-bezogenen Entwicklung bei der Hunsrücker Glasveredelung. Nur die hintere ESG-Scheibe im VSG wird mit Punkthaltern gelagert, die zu diesem Zweck mit einlaminiert werden müssen. „Die notwendigen versuchstechnischen Nachweise wurden von uns erfolgreich erbracht und gehörten mit der ebenfalls notwendigen Zustimmung im Einzelfall zu unserem Leistungspaket“, berichtet Tückmantel. „Das alles geschah in enger Abstimmung mit der Projektleiterin Uta Varrentrapp von netzwerkarchitekten und dem städtischen Architekten Andreas Spiertz.“

Eine besondere Herausforderung stellte die Baustellenlogistik dar, verbunden mit umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen. Die Materialien wurden z.B. über die Schienen in die Bahnhöfe gebracht und dann unterirdisch weiter verteilt. Gerade in der Endphase des Projekts wurden die letzten Arbeiten ausgeführt, während die Oberleitungen schon unter Hochspannung standen. Das gesamte Projekt unterlag darüber hinaus einer umfangreichen Bauüberwachung und einer detaillierten Dokumentationspflicht, um die hohen Qualitätsanforderungen zusichern und nachweisen zu können. „Der Schlüssel zum Erfolg waren unsere Detailkenntnisse im konstruktiven Glasbau und in allen Schritten der Produktionstechniken der Gläser bis hin zur Montage vor Ort“, freut sich Werkleiter Alexander von Mezynski über ein erfolgreiches Projekt der Hunsrücker Glasveredelung.

Gerne macht von Mezynski noch auf einen weiteren glastechnischen Leckerbissen der Wehrhahn-Linie aufmerksam. In den Stationen Heinrich-Heine-Allee und Schadowstraße fällt durch ein Oberlicht jeweils Tageslicht in die Zwischenebene. Die Gläser dazu erfüllen die Anforderungen an die Begehbarkeit und haben zugleich Brandschutz-Eigenschaften. „Auch das war ein Fall für eine ZiE. Daran war den Düsseldorfern wohl besonders gelegen, weil eine solche Umsetzung in Köln schon einmal vergeblich versucht wurde“, schmunzelt von Mezynski.

An der Jungfernfahrt durch den 3,4 km langen neuen Tunnel unter dem Stadtzentrum nahmen neben dem Düsseldorfer OB Thomas Geisel als Hausherr auch Landes-Verkehrsminister Michael Groschek und Staatssekretär Enak Ferlemann aus dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur teil, beide nicht ohne einen Hinweis auf ihre Projekt-Zuschüsse. Von den Gesamt-Baukosten der Wehrhahn-Linie in Höhe von 844 Mio. EUR kamen 280 Mio. EUR vom Bund und 140 Mio EUR vom Land Nordrhein-Westfalen. Die ISOLAR® Gruppe würdigt mit der Auszeichnung in der Kategorie “Kreative Projekte“ im Wettbewerb „Objekte 2015“ die Leistung des ISOLAR® Partners Hunsrücker Glasveredelung in einem kleinen Teilbereich dieses Großprojektes, bei dem besonders die Fähigkeiten zur Lösung komplexer Details gefordert waren.

Daten zum Projekt:

Objekt:

Stammlinie 3 – „Wehrhahn-Linie”

Bauherr:

Landeshauptstadt Düsseldorf, 40225 Düsseldorf

Planung:

netzwerkarchitekten, 64295 Darmstadt

Metallbau:

Hunsrücker Glasveredelung Wagener GmbH & Co. KG, 55481 Kirchberg

Glasfassade:

  • 2.200 m² VSG aus ESG mit Siebdruck und ESG mit Sonder-Punkthalter und Edelstahl-Unterkonstruktion
  • 100 m² VSG aus ESG wie zuvor mit Digitaldruck
  • 230 m² VSG aus ESG wie zuvor mit Sonderfolien und Hinterleuchtung
  • 21 m² Sonderkonstruktion Oberlichter, begehbar und Brandschutz-Eigenschaften.

Hersteller:

Hunsrücker Glasveredelung Wagener GmbH & Co. KG, 55481 Kirchberg

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